Dresden, den 27.08.2015
Liebe Brüder und Schwestern der Pfarrgemeinde Heidenau,
mit großer Bestürzung habe ich die Geschehnisse um die Asylantenunterkunft im
Praktikerbaumarkt verfolgt. Mit Ihrem Pfarrer stehe ich im Kontakt, so bin ich gut informiert und möchte Ihnen sehr herzlich für Ihre Besonnenheit danken, auch für Ihre klare Position.
Vor wenigen Tagen erst hatte ich die Zeltstadt der Asylbewerber in der Dresdner Friedrichstadt besucht und bin mit Betreuern, vor allem aber mit Bewohnern ins Gespräch gekommen. ln solchen Momenten werden Zahlen und Statistiken unwichtig, in solchen Momenten bekommt die politische Situation ein individuelles Gesicht. Das ist hilfreich.
Hinter jedem Einzelnen steht ein Schicksal, steht eine Biografie, stehen Wünsche, Hoffnungen, Sorgen und Nöte.
Unabhängig von zu treffenden Entscheidungen über Verbleib oder Nichtverbleib in Deutschland ist es Christen-, ist es Menschenpflicht, dem Gegenüber mit Würde und Freundlichkeit zu begegnen. Das tun Sie, dafür setzen Sie sich ein, das machen Sie öffentlich, und dafür danke ich Ihnen.
Mir tut es sehr leid, dass Heidenau nun deutschlandweit in Misskredit geraten ist. Das ist nicht gerecht. Heidenau ist auf diese schlimmen Entgleisungen nicht zu reduzieren. Heidenau ist viel mehr. Ich werde das Meine dafür tun, dass in der Öffentlichkeit Heidenaus Ruf wieder in gute Bahnen kommt, was ihm zusteht.
ihr Erzbischof Dr. Heiner Koch
Apostolischer Administrator des Bistums Dresden-Meißen