Ehemalige Kirche St. Michael Stolpen
Die Burg Stolpen war bis zur Reformation im Besitz der katholischen Bischöfe zu Meißen. Das Bistum Meißen wurde im Jahr 968 gegründet. Benno wurde 1066 Bischof dieses Bistums. Nach seinem Tod im Jahr 1106 (im Alter von 94 Jahren) wurde er im Meißner Dom beigesetzt.
Der Bischof Benno wurde 1523 heiliggesprochen. Seine sterblichen Überreste wurden am 15.07.1539 auf die vor der Reformation vermeintlich sichere Burg Stolpen gebracht (Kapelle im 4. Burghof mit dem Coselgrab).
Bereits seit dem Jahr 1558 tobte der sogenannte „Wurzen-Stolpner-Saukrieg“ im Zusammenhang mit der Reformation – 1539 entschied sich der sächsische Kurfürst für die Reformation, er konvertierte zur lutherischen Kirche.
Die sterblichen Überreste des Heiligen Benno wurden deshalb 1539 zunächst nach Stolpen, Wurzen und später nach München gebracht, wo sie 1580 in der Münchner Frauenkirche ihre letzte Ruhestätte fanden.
In Stolpen erlosch nach 1559 für eine lange Zeit das katholische Leben. Die wenigen Katholiken wurden ab der ersten Hälfte des 20. Jh. von Radeberg und ab 1932 von Neustadt/Sa. aus betreut.
Nach dem 2. Weltkrieg kamen ab 1945 zahlreiche katholische Christen in Stolpen als Vertriebene an. Sie feierten ihre ersten Gottesdienste
- in der Gaststätte „Zur Grünen Aue“ (an der Bahnhofstraße, linkerhand der Straße, kurz vor dem Bahnhof Stolpen)
- im Speisesaal der ehemaligen Firma Püschner (an der Rudolf-Breitscheid-Straße gegenüber der Fabrik – heute ASB)
Diese Vertriebenen stammten aus Schlesien, Ostpreußen, dem Sudetenland und Ungarn.
Am 21.08.1951 konnte die katholische Kirche das ehemalige Schützenhaus (Schützenhausstraße 4) von der letzten Besitzerin Frau Ramisch erwerben und als Gotteshaus umbauen. Zu dieser Zeit befand sich hier die Gastwirtschaft „Zur Eiche“. Ursprünglich befand sich hier das alte Schießhaus, das 1882 vom Schützenverein abgebrochen wurde.
Das heutige Bauwerk wurde 1882 – 1885 für 19.300 Reichsmark vom Schützenverein erbaut und am 18. November 1885 an Traugott Findeisen für 21.000 Reichsmark verkauft. Ausgestattet war das Bauwerk mit einer Gaststube, einem Tanzsaal, einem Vereinszimmer und einer Wohnung. Bis 1945 befand sich auf dem Gelände ein Schießstand. Vor dem Haus wurden 1818 eine Kastanie und eine Eiche gepflanzt. Der Kastanienbaum wurde bei einem Unwetter 1912 vernichtet. Die Eiche wurde im Dezember 2004 wegen Krankheit gefällt.
Der ehemalige Gasthaussaal wurde durch die Gläubigen ohne staatliche Unterstützung zu einer Kapelle umgebaut.
Am 6.9.1953 erfolgte die Benediktion durch den Erzpriester Dr. B. Scholz aus Pirna. Die katholische Kirche zu Stolpen erhielt in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts eine Reliquie des Heiligen Benno aus dem St. Bennoschrein in München – sie war in einer Kapsel unter dem Altar angebracht. Stolpen hatte nun eine katholische Kirche!
Im Jahr 2021 wurde das Gebäude nach der Anhörung der Gremien und deren Beschluss verkauft. Es wird zukünftig als Ärztehaus dienen.
Am 24.10.2021 fand die Profanierung dieser Kirche im Beisein von Bischof emeritus Joachim Reinelt, Dekan Norbert Büchner, Pfarrer i.R. Georg Wanzek und Pfarrer Brendler statt. Nachdem noch eine Erwachsenentaufe in diesem letzten Gottesdienst gespendet wurde, schraubte Pfarrer Brendler höchstpersönlich die Reliquienkapsel vom Altar ab. Diese Reliquie des Heiligen Benno ist dem Diözesanarchiv in Bautzen übergeben worden.
Freundlicherweise boten die evangelischen Christen der katholischen Stolpener Gemeinde an, die Katharinenkirche Helmsdorf zu nutzen. Bis Ostern 2024 fanden die Sonntagsgottesdienste regelmäßig dort statt.
Seit dem Ostermontag 2024 dürfen die katholischen Gottesdienste wieder im ehemaligen Schützenhaus Stolpen, in einem Saal der Arztpraxis Stolpen, gefeiert werden.