Wort zum Sonntag (29.03.2020)

5. Fastensonntag

1. Lesung Ez 37, 12b-14
2. Lesung Röm 8, 8-11
Evangelium Joh 11, 1-45

Online unter:
https://www.erzabtei-beuron.de/schott/schott_anz/index.html?datum=2020-03-29

Liebe Schwestern und Brüder,
derzeit läuft bei uns nichts, oder? Statt Ostervorbereitung haben wir Grabesruhe. Statt
Frühlingswanderungen Schreibtischzeit zu Hause. Statt gemeinsamen Gebeten soziale
Distanz. Ich fühle mich wie in einem ewigen Karsamstag. Geistlich zumindest, zu tun
scheint genug.

Die Sprache des Fehlens spricht auch Gottes Wort an diesem Sonntag. Aber nicht so, dass
die Verzweiflung das letzte Wort hat.

Im Buch Ezechiel lesen wir das Versprechen:

„Ich öffne eure Gräber und hole euch, mein Volk, aus euren Gräbern herauf. […] Ich
hauche euch meinen Geist ein, dann werdet ihr lebendig, und ich bringe euch
wieder in euer Land.“

Zu schön wäre das. Zu entkommen den Gräbern, in denen wir gerade liegen: Einsamkeit,
Ungewissheit, Krankheit, Angst, Frustration, … . Eine schöne Zusage. Aber zu blauäugig, zu
naiv, zu viel Zukunft für die Gegenwart?

Im Evangelium lesen wir von Lazarus, dem sprichwörtlich gewordenen hoffnungslos
Leidenden. Denken wir uns Corona-Leidende in Lazarus hinein! So heißt es über uns:

„Da weinte Jesus. Die Juden sagten: „Seht, wie lieb er ihn hatte.“

Das gilt uns. Gott lässt unser Leid nicht kalt. Weiter im Text wird Lazarus nicht nur Sinnbild
für großes Leid. Er wird von Jesus aus dem Tod gerettet. Er ist Vorgeschmack der
Auferstehung aller. Und vielleicht ist das alles, was wir derzeit bekommen: Vorgeschmack.
Ich hoffe wir hören bald „Lazarus, komm heraus!“.

All die Gedanken um das so andere Ostern dieses Jahr kreisen bei mir immer wieder auf
ein Wort zurück: Wundmale. Sichtbare und bleibende Zeichen des Erlittenen.
Offensichtliche Erinnerungen, dass nie wieder alles wird wie vorher.

Und vor allem Paulus wiederholt bis zum Gehtnichtmehr: Das ist gut so! Die Botschaft der
Rettung und Erlösung ist keine, die das Leid einfach wegschiebt. Der Auferstandene ist der
Gekreuzigte. Nicht umsonst erzählt man von der Gottesnähe des Franz v. Assisi, indem man
ihm die Wundmale (Stigmata) zuschreibt. Leid kann Nähe zu Christus sein. Auf jeden Fall ist
es ein Weg, den wir nicht allein gehen!

Gottes Schutz und Segen für Sie.
Schützen Sie andere – bleiben Sie zu Hause, Gott ist schon da.

Benno Kirtzel

Zum Noch-weiter-denken:

Wie verändern uns diese „Wundmale“ als Kirche?
Der Theologe Daniel Bogner versucht, dies für die Katholische Kirche zu denken.
Nachzulesen unter:
https://www.katholisch.de/artikel/24963-diese-krise-wird-auch-die-kirche-veraendern