Aufruf zum Gebet für unsere Stadt

Liebe Bürgerinnen und Bürger in Heidenau,

 

wir wenden uns nach den gewalttätigen Auseinandersetzungen am Wochenende voller Sorge um den Frieden in unserer Stadt an Sie und laden für Montag, den 24. August zu einem ersten ökumenischen „Gebet für unsere Stadt“ um 18.00 Uhr in die Christuskirche ein.

 

Mit der überraschenden Einrichtung eines großen Erstaufnahmelagers für Asylbewerber in Heidenau wurden verständlicherweise Befürchtungen geweckt, dass Ruhe, Ordnung und Sicherheit in unserer Stadt in Gefahr sind. Doch dass diese teilweise begründeten Ängste sich in anmaßenden Beschimpfungen von Verantwortungsträgern und überheblicher Hetze gegen Flüchtlinge Luft machen, können und wollen wir nicht hinnehmen. Wir wissen dabei sehr viele Menschen unserer Stadt hinter uns.

 

Wir bitten Sie dringend, sich von jeglicher Gewalt mit Worten oder Taten zu distanzieren. Nicht nur fremdenfeindliche Demonstranten und gewaltbereite Gegendemonstranten stellen eine Gefahr für den Frieden in unserer Stadt dar, sondern auch alle, die mit ihnen sympathisieren und ihnen damit moralischen Rückhalt geben.

 

Wir alle wissen, dass wir in unserem Land und in unserer Stadt – neben der Asylproblematik und meist unter finanziellem Druck – große Herausforderungen zu bewältigen haben. Viele fragen voller Sorgen und oft mit ablehnender Haltung „Nun sollen wir uns auch noch um fremde Menschen kümmern, die möglicherweise illegal nach Deutschland eingereist sind und die keinen Beitrag zur Erarbeitung unseres Wohlstandes geleistet haben? Wie sollen wir das schaffen?“.

 

Bei allem Verständnis dafür, dass durch die zunehmenden Flüchtlingszahlen Angst vor Unsicherheit oder finanziellen Einbußen für die bereits hier Lebenden entsteht – wir können keine Rechtfertigung dafür finden, den Hilfe suchenden Menschen mit hartherziger Ablehnung, mit Neid und Missgunst oder gar Hass gegenüber zu treten. In einem Land, in dem wir für Frieden und Wohlstand dankbar sein können, ist es unsere Aufgabe, ihnen eine angemessene Unterbringung und Fürsorge zuteil werden zu lassen.

 

Wer das Recht auf Asyl in Deutschland hat und wer nicht – das entscheiden nicht wir, sondern diejenigen, die die Anträge sachgerecht bearbeiten. Bis zu dieser Entscheidung sollten wir offenherzige Gastgeber sein. Allen, die sich in dieser Weise engagieren, danken wir herzlich und möchten Sie ermutigen, weiter ihren wertvollen Dienst zu tun.

 

Falls es unter Asylbewerbern zu Gewalt kommt, ist Hass von außen kontraproduktiv. Er erschwert die anspruchsvolle Arbeit der Sicherheitskräfte und Sozialarbeiter vor Ort zusätzlich. Wenn wir Heidenauer die Flüchtlinge ohne Vorurteile und als Menschen ansehen, die Hoffnungen und Bedürfnisse haben wie wir auch, können wir besser mit möglichen Problemen umgehen und einen guten Weg für das Miteinander finden.

 

 

Pfarrerin Erdmute Gustke (Evangelische Gemeinde)

Pfarrer Peter Opitz (Katholische Gemeinde)

Pastor Hans-Jürgen Schlag (Baptistengemeinde)